Dieser Abend ist zwei herausragenden Romantikern gewidmet. Als sich der junge Johannes Brahms in Düsseldorf dem Ehepaar Schumann vorstellte, legte diese Begegnung den Grundstein für eine intensive Freundschaft. Robert Schumann war begeistert von dem frischen Talent und widmete ihm in seiner Neuen Zeitschrift für Musik einen flammenden Artikel, in dem er Brahms als „starken Streiter“ vorstellte, dessen Klaviersonaten bereits „verschleierte Sinfonien“ seien. Er verkündete: „Wenn er seinen Zauberstab dahin senken wird, wo ihm die Mächte der Massen, im Chor und Orchester, ihre Kräfte leihen, so stehen uns noch wunderbarere Blicke in die Geheimnisse der Geisterwelt bevor.“

Wie Brahms komponierte auch Schumann zunächst ausschließlich für das Klavier, bevor er sich andere Gattungen langsam erschloss. In seinem Klavierkonzert in a-Moll, op. 54 löste er die für das klassische Solokonzert so typische Gegenüberstellung von Soloinstrument und Ensemble auf und verwob das Klavier eng mit den Klängen des Orchesters. Die Auflösung der strengen klassischen Form weist das Werk als eine durch und durch romantische Komposition aus, in der sich der musikalische Verlauf frei entfalten kann.

Die prophetischen Worte, die Schumann seinem jüngeren Kollegen Brahms widmete, bedeuteten eine große Hypothek. Wie sollte er solchen Vorschusslorbeeren gerecht werden? Tatsächlich dauerte es 15 Jahre, bis Brahms seine 1. Sinfonie fertiggestellt hatte.

Umso schneller ging es dann mit der zweiten voran, die ein heiteres Pendant zum gewichtigen Erstling bilden sollte. Mit weichen Hornklängen, elegischen Streicherlinien und einem pastoralen Grundcharakter verschmilzt die 2. Sinfonie D-Dur, op. 73 prominente Topoi der musikalischen „deutschen Romantik“, die sich auch durch die Einbindung von volksliedhaften Elementen auszeichnet. Diesem Umstand trägt Brahms hier ganz besonders Rechnung, indem er für das lyrische Seitenthema des ersten Satzes auf sein Wiegenlied op. 46 zurückgriff. Wenn die Violinen mit der Melodie einsetzen, ist man fast versucht, die berühmten Textzeilen des Liedes mitzusingen: „Guten Abend, Gute Nacht…“